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Mieterstrom erklärt

Mieterstrom ist eine innovative Lösung, die lokal erzeugten Solarstrom direkt zu den Mieter*innen bringt. In unserem Blogbeitrag erklären wir, wie das Konzept funktioniert, welche Modelle es gibt und zeigen Projekte, in denen Mieterstrom erfolgreich umgesetzt wird.

22. April 2025

Die Energiewende ist ein komplexes Thema, das oft nach großen Lösungen ruft. Doch manchmal liegt der Schlüssel zum Erfolg eben doch in der direkten Nachbarschaft, wie uns das innovative Konzept des Mieterstroms zeigt. Von ihm profitieren sowohl Mieter*innen als auch Vermieter*innen und in Köln gibt es bereits erfolgreiche Mieterstromprojekte, die zeigen, wie diese Technologie in der Praxis funktioniert.

Doch was genau ist Mieterstrom eigentlich? 

Mieterstrom ist ein Konzept, bei dem lokal erzeugter Strom, meist durch Photovoltaikanlagen auf Dächern von Mehrfamilienhäusern, direkt an die Bewohner*innen verkauft wird. Dieser Strom wird nicht ins öffentliche Netz eingespeist, sondern bleibt innerhalb des Gebäudes oder Quartiers. 

Mieterstrom bietet Mieter*innen zahlreiche Vorteile: Sie sparen bares Geld durch günstigere Strompreise, da keine Netzentgelte und andere Abgaben anfallen. Das Gesetz schützt sie zusätzlich, indem es vorschreibt, dass der Mieterstrompreis mindestens zehn Prozent unter regulären Grundversorgungstarifen liegen muss. Auch Vermieter*innen profitieren deutlich: Sie erzielen zusätzliche Einnahmen durch Förderungen wie den Mieterstromzuschlag oder Einspeisevergütungen und steigern gleichzeitig den Wert und die Attraktivität ihrer Immobilien. Mieterstrom stärkt zudem die Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz und treibt die Energiewende durch die Nutzung erneuerbarer Energien aktiv voran.

Welche Mieterstrommodelle gibt es?

Mieterstrom entfaltet sich in verschiedenen Modellen, die sich flexibel an die Bedürfnisse der Beteiligten und die gesetzlichen Vorgaben anpassen. Hier ein Überblick über die gängigsten Varianten:

  • Grundmodell (Direktvermarktung): Vermieter*innen schlüpfen in die Rolle der Stromlieferanten und versorgen ihre Mieter*innen direkt mit Energie.
  • Lieferkettenmodell: Dieses Modell wurde durch Änderungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz 2021 (EEG 2021) möglich. Vermieter*innen betreiben die Solaranlage, während ein externer Dienstleister den erzeugten Strom an die Mieterschaft liefert.
  • Quartiersmodell: Es erweitert den Wirkungskreis über einzelne Gebäude hinaus und versorgt ganze Nachbarschaften mit Strom. Der Verzicht auf den Mieterstromzuschlag wird durch die breitere Versorgung aufgewogen.
  • Contracting-Modell: Hier übernehmen spezialisierte Partner - sogenannte Contractoren - Betrieb, Finanzierung und Wartung der Anlage. Vermieter*innen stellen lediglich die Dachfläche zur Verfügung und erhalten im Gegenzug eine Pacht.
  • Genossenschaftsmodell: Mieter*innen und Vermieter*innen schließen sich zu einer Genossenschaft zusammen, um die Photovoltaikanlage gemeinsam zu betreiben. Dies fördert nicht nur die aktive Teilhabe an der Energieproduktion, sondern kann auch steuerliche Vorteile mit sich bringen.

Jedes dieser Modelle bietet einzigartige Chancen, die Energiewende voranzutreiben und von den Vorzügen des Mieterstroms zu profitieren.

Mieterstrombeispiele aus Köln

Wie genau Mieterstrom in der Praxis aussehen kann, zeigt sich zum Beispiel in Holweide. Hier realisieren die Wohnungsgenossenschaft Köln-Sülz eG und die Wohnungs- und Baugenossenschaft Mieterschutz eG gemeinsam mit dem Mieterstromanbieter Einhundert Energie GmbH das größte Mieterstromprojekt der Stadt. Es umfasst die energetische Sanierung eines ganzen Quartiers in vier Bauabschnitten, wobei Einhundert Energie im Contracting-Modell (Dachpacht) für die Finanzierung und Installation der Photovoltaikanlagen verantwortlich ist.

Die Anlagen haben eine Gesamtkapazität von über 1.300 Kilowattpeak (kWp) und erzeugen jährlich etwa 1.200 Megawattstunden (MWh) sauberen Strom. Dies führt zu einer erheblichen Reduzierung des CO2-Ausstoßes um etwa 500 Tonnen pro Jahr. Das Projekt deckt über 400 Wohneinheiten ab und beliefert mehr als 800 Bewohner*innen direkt mit PV-Strom. Der Strom wird nicht nur für den Haushalt genutzt, sondern auch für Wärmepumpen, was die Wärmegewinnung ebenfalls nachhaltig gestaltet.

Auch in Zollstock wurden schon Solarpaneele auf fünf Mehrfamilienhäusern installiert, die künftig Mieterstrom liefern. Die zwei Genossenschaften Wohngenossenschaft Köln Süd, Immobilieneigentümer der Wohnanlage im Höninger Weg, sowie die 2023 gegründete Klimagenossenschaft heuteStadtmorgen haben sich zusammengeschlossen, um künftig die 30 Wohn- und 10 Gewerbeeinheiten der Immobilie mit grünem Strom direkt von den eigenen Dächern zu versorgen.

Beispiele wie dieses verdeutlichen das enorme Potenzial von Mieterstrom: Durch die kraftvolle Kombination aus attraktiven Strompreisen, nachhaltiger Energieerzeugung und gezielten staatlichen Förderungen treibt er nicht nur seine eigene Verbreitung voran, sondern stärkt auch maßgeblich die dezentrale Energieversorgung in unserer Gesellschaft.

 

Foto: EINHUNDERT Energie GmbH

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